INNERE KAMPFKUNST: Dr. Stephan Langhoff über fernöstliche Meister, Dynastien / Verbände, Prinzipien, Philosophie

Dr. Stephan Langhoff, Hamburg, DTB-Ausbilder und Geschäftsführer des Tai Chi Zentrum Hamburg e. V. Der Chefcoach des Tai-Chi-Qigong-Dachverbandes DTB ev bietet ein wissenschaftliches Korrektiv zu "Szene-Ausbildungen". Der promovierte Philologe sagt: Oft fehlt es Lehrenden an Expertise, interkultureller Kompetenz und Realismus. Verbreitet sind Heilslehren, Kommerz, Show und Ignoranz  - u.a. in "Kampfkunst-Foren" und "Fach-Journalen" sowie bei Themen wie "Qi-Energie", Fajin oder Tuishou-Meister / Freies Push-Hands. Als einschlägig ausgewiesener Kenner informiert der Dan-Träger mit 50 Jahren Erfahrung über seine asiatischen Lehrmeister - mit kritischen Updates aus heutiger Sicht. Kontakt: Mail, Tel: 040-2102123).

Shindo Yoshin Ryu Jujutsu

Zum Shindo Yoshin Ryu Jujutsu habe ich Youtube-Videos veröffentlicht. Hintergrund ist das zehnjährige Jubiläum meiner sino-japanischen Studiengruppe. Siehe auch den Survey unserer Community auf Facebook. Der Hintergrund: Das wachsende Interesse an östlichen traditionellen Kampfkunst-Systemen in Deutschland sorgt auch für vermehrte Nachfrage bei unserem DTB-Dachverband. Das gemeinnützige Institut erforscht Zusammenhänge chinesischer und japanischer Stilarten in historischer und technischer Hinsicht. Ein weiteres Thema sind Synergien. Bedeutende Bereiche wie Innere Kraft und Körper-Geist-Einheit knüpfen unmittelbar an die Kernelemente unserer ganzheitlichen Gesundheitsbildung an. Mein Fazit: Insbesondere die Herausforderung des "Kontra-Intuitiven" im Denken und Handeln kann dazu führen, sich selbst neu zu erleben und wahrzunehmen. Vielleicht können meine Forschungen Interessierten als Orientierungshilfe dienen.

On the occasion of the tenth anniversary of my Sino-Japanese studygroup on Shindo Yoshin Ryu Jujutsu, I recently published several YouTube videos. See also the SYR survey on Facebook. The background: The growing interest in Eastern traditional martial arts systems in Germany is also causing increased demand at our DTB institute. The non-profit organisation researches the connections between Chinese and Japanese styles from historical and technical points of view. An additional topic are synergies. Major fields such as resilience, inner strength and body-mind unity are directly linked to the core elements of our holistic health education. My bottom line: In particular, the challenging "counter-intuitive" in thinking and acting can lead to experiencing and perceiving oneself in a new way of "Posture And Culture". Perhaps my research can serve as a guide for those interested. Source: Research Around The Globe - International Studies On Principles Of Internal Martial Arts: DTB-Coach Dr. Stephan Langhoff info@stephan-langhoff.de Phone. 040 2102123.

What is Shindo Yoshin Ryu Jujutsu?

Katsunosuke Matsuoka (Samurai 1836-1898) Founder of Shindo Yoshin Ryu Jujutsu"Shindo Yoshin Ryu (新道楊心流)" is a traditional school (Koryu) of Japanese martial arts (Budo), applying jūjutsu principles of structure, flexibility and connectedness.  Hence the name "Path / Nature of the willow". The art teaches "Nairiki (Internal Power)" and employs intricate body dynamics of supreme subtlety, many of which are not taught in public. These elaborate virtues stem from Chinese wushu. The principles can also be found in Wado-Ryu Karate by H. Otsuka (Menkyo Kaiden). 1

The style features grace and natural movement. It is based on the spirit of an earlier era of Japan and was practised by the samurai. The first kanji originally meant "新 (new)", but was later changed into the homophonic "神 (sacred, divine)". Mastering the art involves spiritual realms of Shinto and Zen. 2

The main line, founded 1864 by Katsunosuke Matsuoka no longer exists today, but there is a side line "Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu" with 26 dojos. It is adapted to a western setting and is led by Toby Threadgill (Menkyo Kaiden, Kaicho of Yoshin-Kai). He conducted an international seminar in Hamburg for the DTB.

Katsunosuke Matsuoka (Samurai 1836-1898) Gründer des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu"Shindo Yoshin Ryu (新道楊心流)“ ist ein traditioneller Stil (Koryu) der japanischen Kampfkunst (Budo), der Jūjutsu-Prinzipien von Struktur, Flexibilität und Verbundenheit benutzt. Daher der Name "Weg / Natur der Weide". Die Kunst lehrt "Nairiki (Innere Kraft)" und nutzt komplexe Körperdynamik von höchster Raffinesse, von det vieles nicht öffentlich gelehrt wird. Diese ausgeklügelten Eigenschaften stammen aus dem chinesischen Wushu. Die Prinzipien finden sich auch im Wado-Ryu-Karate von H. Otsuka (Menkyo Kaiden). 1

Die Schule betont Anmut und natürliche Bewegung. Sie basiert auf dem Geist einer früheren Ära Japans und wurde von den Samurai praktiziert. Das erste Kanji bedeutete ursprünglich „新 (neu)“, wurde aber später in das gleichklingende „神 (heilig, göttlich)“ geändert. Zum Meistern der Kunst gehören spirituelle Bereiche des Shinto und Zen. 2

Die 1864 von Katsunosuke Matsuoka gegründete Hauptlinie gibt es heute nicht mehr, aber es existiert die Nebenlinie "Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu" mit 26 Dojos. Sie ist angepasst an einen westlichen Rahmen und wird geleitet von Toby Threadgill (Menkyo Kaiden, Kaicho des Yoshin-Kai). Er führte ein internationales Seminar durch in Hamburg für den DTB.


Nihon Koryu / Gendai Budo -  mein persönlicher Bezug und Werdegang

Meine Forschungen umfassen nicht nur traditionelle und moderne Budo-Interpretationen, sondern beziehen auch chinesische Kampfkünste und spirituell-meditative Gesundheitsübungen mit ein. All dies hat eine lange Vorgeschichte.

Im April 1969 begann ich mit dem Wado-Ryu-Karate, weil ich unbedingt Selbstverteidigung erlernen wollte. Ich war noch ein Gelbgurt-Anfänger, als mein Lehrer Teruo Kono mir erstmalig von seinem Lehrmeister Hironori Otsuka und der Samurai-Kampfkunst "Shindo Yoshin Ryu Jujutsu Kempo" berichtete. Kono Sensei thematisierte bereits damals den Bezug seines Unterrichts zur "Atem-Disziplin" der chinesischen Qigong-Übungen. Und beständig ging es ihm um Verbundenheit, Körpermechanik und das, was er "natürliche Bewegung" nannte. Desweiteren bot er mir aufschlußreiche Einblicke in Shaolin-Kempo, weiche Stile und den legendären "Kerzen-Stoß".

Schon als ich anfang der 70´er Jahre mit Teruo Kono Gespräche führte über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Wado Ryu Karate und Tai Chi Chuan, entstand in mir der Wunsch, die zugrundeliegenden Dimensionen von Harmonie, Natürlichkeit, Nachgiebigkeit und Spiritualität umfassender zu erforschen - am eigenen Körper und gänzlich ohne "Politische Korrektheit seitens Verbänden". Kono Sensei war dabei stets eine großartige Hilfe!

Das ist nun schon mehr als fünf Jahrzehnte her - aber die Faszination und das Bemühen um tiefere Erkenntnis ist stets geblieben. Mir persönlich sind die Themen "Shindo Yoshin Ryu Jujutsu" und "Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu" immer wichtiger geworden. Unterschiede und Gemeinsamkeiten sind der Gegenstand vielfältiger Forschungen und Recherchen. In meiner ganzheitlichen Sehweise integrieren sich hier chinesische Innere Kampfkünste, fernöstliche Philosophie, Zen-Buddhismus, Shintoismus und Wado Ryu zu einer Ganzheit. 

Den Fokus bildet die Körper-Geist-Einheit mit die daraus erwachsenden Bereiche der Verbundenheit, Körperstruktur und Entspannung. Dabei haben die übergreifende japanische Kampfkunst "Jujutsu (nachgiebige Kunst)" und das aus der traditionellen Linie "Shindo Yoshin Ryu" hervorgegangene "Wado-Ryu-Karate" mein Leben, meine Wahrnehmungen und meine Sehweisen erheblich geprägt - und mehr noch: Sie haben mich erst zu dem Menschen werden lassen, der ich heute bin. Beeinflußt haben mich hierbei auch Toby Threadgill und sein "Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu".

Ich merkte rasch, daß ich bei diesem unvoreingenommen forschendem Sensei an der richtigen Adresse war. Threadgill Sensei sondierte zusammen mit Shingo Ohgami genau das Terrain, in das auch ich tiefer einzudringen wünschte. Mittlerweile ist ihr damals geplantes Grundlagenwerk "Shindo Yoshin Ryu - History And Technique" auch endlich erschienen - ein "Gamechanger" für Forschende wie mich.

Neben dem engen Zusammenhang von Körperlichen und Geistigem faszinieren mich Resilienz und Innere Kraft (s. Nairiki-No-Gyo): Die Einsicht, daß nicht immer das Starke bestehen bleibt, sondern oft auch das Schwache, wenn es "natürlich mitgeht" statt impulsiv dagegen zu halten. Dabei geht es darum, Schaden abzuwenden. Siehe dazu Analogien mit Metaphern der Weidenzweige und des Bambusblattes: Beide lassen die Schneelast abrutschen, ohne Schaden zu nehmen.


Negative Erfahrungen mit "Zensur-Versuchen"

Während meiner Exkursionen und Streifzüge durch dieses herausfordernde Terrain habe ich über die Jahrzehnte zwar diverse Höhen erleben dürfen - aber es gab auch unerwartete Tiefen. Denn bisweilen wurden mein kategorisches Eintreten für "WISSEN-WOLLEN" und mein "Outside-The-Box-Modell" auf eine harte Probe gestellt. Des öfteren kollidierte meine wissenschaftlich-objektive Arbeitsweise mit der vorgefaßten Deutungshoheit traditioneller Budo-Etikette.

Die verborgenen verbandspolitischen Zwänge wurden mir erst später bewußt. Und erst im Laufe der Zeit offenbarten sich unter der harmonischen Oberfläche diverse Spannungsfelder, denen das Shindo Yoshin Ryu Jujutsu heutzutage ausgesetzt ist. Sie betreffen u. a. die chinesischen Vorläufer, das Wado-Karate und einzelne Persönlichkeiten.

Auf Ablehnung stößt u. a. mein "Cross Cultural Approach", also die unvoreingenommene tabu-lose Einbeziehung interkultureller Aspekte beim Vergleich westlicher und sino-japanischer Normen. Siehe dazu den Essay "Martial Arts Cancel Culture - The Elephant In The Room". ** Auch international wird mein "Outside The Box Model" abgewehrt - ganz so, als ob wissenschaftliche Methodik und mein "Wissen-Wollen" eine Bedrohung althergebrachter Traditionen von "Koryu / Oldschool" sein könnten. Dahinter mag in Teilen der Community die Sehnsucht stehen nach einem "klassischen Kodex" ewig gültiger Gewißheiten.

In solchen Zirkeln werden weitreichende Allianzen geschmiedet. Ihre Weltbilder können eine komplexe Eigen-Dynamik bewirken. Dazu zählen Samurai-Ethos, Bezogenheit auf Shinto-Kult, Spirituell-Esoterisches, Kami-Gottheiten - und Political Correctness. Wie ich aus persönlicher Kommunikation weiß, ist all dies auch für offizielle Amtsträger eine stete Herausforderung - in unserer heutigen Zeit noch viel mehr als im Japan des 19. Jahrhunderts.

Ist beispielsweise die "Einforderung von Ehrfurcht" noch das alte SYR-Vermächtnis des ursprünglich benutzten Kanjis "神 (heilig / göttlich)"? Hier würde man wohl am liebsten für Forschung und Recherchen einen Boykott oder vorweg eine Art "Druck-Erlaubnis" oder "offizielles Absegnen" einführen. Des öfteren habe ich nachgedacht über diese Ressentiments, die mir entgegenschlugen. Eine plausible Antwort habe ich bis heute nicht gefunden. Jedenfalls weise ich alle Versuche von Bevormundung als "Cancel Culture", "Public Shame" und "De-Platforming" zurück.

Nun - wissenschaftlicher Diskurs lebt von Widerspruch; allerdings finde ich das Niveau von moralischer Entrüstung, herablassender Belehrung bis hin zur persönlichen Beleidigung schon überraschend - und peinlich, weil dazu auch anerkannte Experten zählen. Diese Einblicke in ihre Denkweisen hätte ich mir gern erspart. Wenn hier Reputation leidet, so ist es sicher nicht meine. 3.

Dennoch bin ich mit dem Fortschritt und den bisherigen Ergebnissen meiner Untersuchungen recht zufrieden. Ich lasse mich auch hier von der Motivation leiten: "Comfort and Growth do not coexist"!


Erkenntnisse zur Beziehung von Otsukas Wado Ryu Karate zum chinesischen Taijiquan des Yang-Stils

Ich erhalte laufend Feedback zu meinen Recherchen zum Shindo Yoshin Ryu Jujutsu, die mein Verständnis erweitern - vielen Dank! Diese alte, traditionelle Samurai-Kampfkunst (Koryu) ist in Deutschland nicht sehr bekannt. Interesse weckt das Shindo Yoshin Ryu seit langem bei Wado-Ryu-Karatekas, zu denen ja auch ich gehöre. Viele versprechen sich dadurch ein tieferes Verständnis für die zugrundeliegenden Prinzipien - schließlich ist Wado-Karate durch Hironori Otsukas Auffassung von Shindo Yoshin Ryu geprägt.

Eine zweite Gruppe, die sich seit kurzem für Shindo Yoshin Ryu interessiert, sind Tai-Chi-Lehrer, die sich durch übergeordnete Perspektiven ein tieferes Verständnis des "chinesischen Schattenboxens" versprechen. Ich persönlich bin in ein entsprechendes Forschungsprojekt zu Yang Chengfu, Yang Family Symposium involviert, das durchgeführt wird vom Dt. Taichi-Bund - Dachverband für Tai Chi und Qigong e. V.


"KORYU" - welche Rolle sollte der Tradition zukommen?

Das bisherige Ergebnis meiner jahrzehntelangen sino-japanischen Studien bestärkt mich, auch das Thema des "Nihon Koryu" einzubeziehen. Koryu bedeutet "alte Schule" und meint klassische Stilarten, die es schon vor der Meiji-Restauration (vor 1868) gab. Das Koryu-Konzept basiert auf der östlichen Weisheit "das Alte studieren, um das Neue zu verstehen". Es schafft ein "Zuhause" für überlieferte Leitlinien über das Wesen der Kunst und den dazugehörigen Moral-Kodex. Für mich ist hier ein dynamisches Wechselspiel am Wirken zwischen Bewahren und (notwendigem) Anpassen.

Japanische traditionelle Budo-Stilarten des "KORYU" werden über Jahrhunderte praktisch unverändert überliefert. Diese Insider-Kenntnisse wären eine höchst ergiebige Quelle für Forschungen. Doch im "KORYU" ist vieles natürlich nicht-öffentlich und wird nur im kleinen Kreise gelehrt und tradiert. Um so wichtiger sind öffentlich zugängliche Dokumente und Materialien, damit Thesen wie die meinen belegt werden können. Dreh- und Angelpunkt meiner Argumente ist die Stichhaltigkeit von SYR als KORYU.


 Sino-japanische Forschungen

Bereits zuvor hatten TCDD-Trainer einen von Toby Threadgill und Bob Nash geleiteten Wochenend-Lehrgang in Berlin besucht und viele Gemeinsamkeiten zwischen Tai Chi und dem Jujutsu festgestellt. Seither führt der Verband sino-japanische Forschungen durch, wobei sich aufschlußreiche Erkenntnisse ergeben, die in die Fortbildungen des Verbandes Eingang finden.

Ein ungenannter Threadgill-Schüler hat einen aufschlußreichen Artikel veröffentlicht, in dem er beschreibt, wie subtile Spiralen in den Kontrahenten ausgesandt werden. Er bezieht sich dabei explizit auf das Tai-Chi-Motto: „Bewegung in Stille, Stille in Bewegung“. Dieses Masterclass-Training ist den Fortgeschrittenen des Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu vorbehalten. Er verweist weiterhin darauf, daß auch der Shindo-Yoshin-Ryu-Meister Hironori Otsuka diese ausgeklügelte "Tai-Chi-Methodik" der Inneren Kraft in das von ihm begründete Wado-Ryu-Karate implementierte. **

** There is a Tai Chi saying ‘ Motion in Stillness, Stillness in Motion.’ This is motion in stillness. We are trying to emit subtle spirals into the opponent. If you can’t spiral then you can’t create kuzushi in your opponent. ... These movements require a highly trained and coordinated body. This type of training is taught to the senior students of TSYR. ... This type of training was evident in Otsuka Sensei. He had to have learned it from his koryu jujitsu/SYR /=Shindo Yoshin Ryu/ training. ...Otsuka Sensei is manifesting the advanced jujitsu internal power methods. Source: https://nieuwsbriefwadokarate.files.wordpress.com/2016/08/ shindo-yoshin-ryu-for-wado-ryu-practitioners-e28093-part-2.pdf.


Yoshitoki Shirobei Akiyama - Samurai und Begründer des Yoshin Ryu Jujutsu

Eine Schlüsselrolle in unserer Studiengruppe kommt dem Jujitsu der Samurai zu - besonders Yoshitoki Akiyamas geheimnisvolles "Yoshin Ryu Jujutsu" von 1632 ist hier zu nennen.  Damit ist ein spannender Ausgangspunkt erarbeitet. Diesen gilt es weiter zu verfolgen bis hin zu Hironori Otsuka (Meijin-Inhaber) und seinem Shindo Yoshin Ryu Jujutsu. Siehe auch Teruo Kono und das wichtige Thema Nairiki, Ten-Chi-Jin, Y. Akiyama. Bekanntlich gab H. Otsuka offiziell ja Akiyama als Gründervater seiner Karate-Stilrichtung Wado-Ryu an (s. Yoshitoki Shirobei Akiyama ( 秋山四朗兵衛義時).

Die von Akiyama festgelegten Prinzipien weisen enge Bezüge zur chinesischen Inneren Kampfkunst (Neijia) auf - insbesondere dem Taijiquan. Akiyama stammt aus Nagasaki und gilt Wadoka als offizieller Gründervater ihrer Stilart. Wado hat dadurch eine Sonderstellung unter den Karate-Stilen, die über Okinawa nach Japan kamen. Seine Kampfkunst gilt als klassisches Japanisches Bujutsu, das traditionell nur professionellen Kriegern gelehrt wurde. Die Akiyama-Linie ist vielleicht die die einfußreichste Jujutsu-Schule Japans. Bis zum Ende der Edo-Ära hatte sich Akiyamas Yoshin Ryu über ganz Japan verbreitet.


"Yoshin-Kai": TSYR-Verband als weltweite Anlaufstelle für das Shindo Yoshin Ryu

Weltweit bieten Kampfkunst-Organisationen ihren Mitglieder Zugang zu Training, Fachwissen und kollegialem Austausch.  So werden hilfreiche Infrastrukturen geschaffen, die sich sehr positiv auf jeden einzelnen Praktizierenden auswirken können. Oft steht das Bedürfnis nach Kennenlernen, Vernetzung und Treffen oft an erster Stelle. Die Zusammenarbeit zwischen mehreren Verbänden wiederum kann neben Vorteilen auch Abhängigkeiten mit sich bringen. Selbst Spaltungen und Konkurrenzen sind im Budo-Bereich verbreitet. Umso wichtiger sind klares Profil, Ehrlichkeit, Offenheit und definierte Zuständigkeiten.

In Japan gibt es seit geraumer Zeit keine offizielle Fach-Organisation für das Shindo Yoshin Ryu mehr; die Hauptlinie mit dem Domon-Kai ist defacto nicht mehr existent. Da es im Westen nur einen einzigen Verband für Shindo Yoshin Ryu gibt, ist diese Vereinigung mit ihrer Webseite "www-shinyokai.com" für viele moderne Budo-Praktzierende eine wichtige Online-Ressource für Informationen wie beispielsweise Seminar-Ankündigungen / Trainingszeiten, Dojo-Liste und historische Aspekte. Verwendet werden die Schlüssel-Termini Shigeta Obata, Yukiyoshi Takamura, Martial Arts und  Koryu. 4

Bereits im Jahre 1968 gründete Yukiyoshi Takamura in den USA eine Organisation für die Förderung und Verbreitung seiner Jujutsu-Nebenlinie. Dieser "Takamura ha Shindō Yōshin Kai" prosperierte innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnte beträchtlich. Neben dem damals steil ansteigenden Interesse an fernöstlicher Kampfkunst mag dazu auch beigetragen haben, daß Takamura seine Nebenlinie für Westler angepasst hatte (T. Threadgill, persönliche Kommunikation).

Zur Community gehörten damals zehn Dojos und fünfzehn lizensierte Ausbilder in den USA, Philippinen, Japan und Europa. Die vorausschauende Entscheidung des Stil-Begründersfür eine solche "Akademy" hatte die Weichen gestellt für weltweite Vereinheitlichung und Qualitätssicherung.

2003 übernahm Tobin E. Threadgill die Leitung der TSYR-Nebenlinie. Der TSYR-Kaicho lebt in Evergreen, Colorado USA. Der Nicht-Japaner ist das offizielle Oberhaupt (Kaicho) seiner Stilrichtung. Zu dieser Sonderstellung kommt noch hinzu: Threadgill Sensei ist einer von weltweit nur drei Meistern, denen der Titel der "Vollständigen Überlieferung (Menkyo Kaiden)" von Y. Takamura verliehen wurde. Zudem ist er der einzige aktive Jujutsu Lehrer der Welt, dem eine solche Ehre zuteil wurde. Threadgill hat durch persönliche Unterstützung viel beigetragen zu meinen Forschungen.

Trainingszeiten in Threadgills Zentral-Dojo bleiben zwar für "Außenstehende" verschlossen, aber es bietet allen Leitern seiner TSYR-Dojos ein weltweites Zuhause. Seine gut vernetzten Schulen, Organisationen und Lehrenden haben damit "ein neues Mekka" für Treffen, Fortbildungen und Lizensierung. Eine zusätzliche "Synergie": Wer in dieses Zentrum pilgert, bringt eigene Ideen und Sehweisen ein und kann so den Austausch zwischen den Kulturen nachhaltig bereichern. In diesem zentralen Dojo und in allen TSYR-Schulen gilt der offizielle Lehrplan *.

"Yoshin-Kai" als Spirituelles Zentrum der Takamura-ha

Das idyllisch in den Bergen Colorados gelegene Honbu-Dojo ist für den Verband ein Hort für Urkunden und Schriftrollen. Und es ist jedoch noch weit mehr: Das Zentral-Dojo ist ein vom Shinto-Glauben geprägtes spirituelles Zentrum. Threadgill als Leiter ist traditionell gesehen auch der spirituelle Führer. Siehe dazu die Kanjis " "新, sacred (heilig)", "神, divine (göttlich)" 2. Weiterhin zählt dazu die Zen-Philosophie, Schönheit durch Einfachheit zu erreichen. Besucher berichten, dass es in dem Studio sogar nach dem Teil eines Shinto-Schreins riecht und daß die Luft mit dem Duft von Hinoki erfüllt ist (s. auch Glossar: Hinoki und Spiritualität). Mehr dazu hier: Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu / Toby Threadgill

Diese traditionelle Einbettung des TSYR in Shintoismus und Zen-Buddhismus wird manchen motivieren, diese Samurai-Schwertkunst zu praktizieren. Über die physikalischen Techniken hinaus gibt es dabei viel zu lernen über Kami-Spiritualität. Wie Threadgill bestätigt, finden sich in Teilen der Takamura-Community tief eingegrabene religiöse Züge mit großer individueller Wirkkraft. Konkret werden im Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu vier Shinto-Kami verehrt und man bittet sie um Schutz und Führung.

Seminars 2023: Evergreen, Colorado - Shoden Session

There is the Annual TSYR Honbu Gasshuku scheduled on July 15th-17th & 21st-23rd. The Workshop will take place on consecutive weekends. Special event: Rev Koichi Barrish of the Tsubaki America will perform a Shinto Harae. There will also be a lecture and presentation on the history and various schools of traditional Japanese sword making. 


Koryu-Standards, Anpassung und angepaßte Seminar-Formate

Das immerwährende Spannungsfeld zwischen autorisierten Koryu-Überlieferungen und der sich ständig wandelnden Welt betrifft Standards ebenso wie Methodik und erfordert großes Geschick, denn die "Beinfreiheit" ist gering. Der Spagat zwischen Anpassen und Bewahren ist zudem keineswegs Kitt für den Zusammenhalt der Mitglieder sondern birgt auch Spaltungspotenzial. Respekt gebührt hier dem TSYR-Gründer Yukiyoshi Takamura, der ja nur sehr moderate "Anpassungen" vorgenommen hatte. Aber gerade in jüngster Zeit finden Aspekte der Qualitätssicherung und der Bewahrung der ursprünglichen Lehre zunehmende Beachtung.

TSYR-Protagonisten in aller Welt haben die vornehme Aufgabe, ihr Übungsgut zu schützen und Verwechslungen mit Nachahmern vorzubeugen. In ihrem kürzlich erschienenen Grundlagenwerk haben Threadgill und Ohgami dieser Herausforderung viel Platz eingeräumt. Niveau, Aussagekraft und Überprüfbarkeit von Lehr-Lizenzen ist dabei Dreh- und Angelpunkt. Hilfreich ist hier der integrale Kontroll-Mechanismus. Er trennt die "OMOTE-Version", die öffentlich ist, von der "URA-Form", die nur einem eingeweihten Zirkel weitergegeben wird.

Doch diese Differenzierung im konkreten Unterricht präzise einzuhalten, gestaltet sich schwierig - insbesondere bei heterogenen Zielgruppen. Das neue Semininar-Format bedeutet eine "Zwei-Klassen-Gesellschaft" in der Insider getrennt von "Gästen" unterrichtet werden. Zu letzteren gehören ja in erster Linie Wado-Karateka, die an der Urform ihrer Kunst interessiert sind. Gerade sie haben vom früheren gemeinschaftlichen Training erheblich profitiert. Wird diese wichtige Zielgruppe die Motivation verlieren, weil sie nun "am Katzentisch sitzen"? Immerhin hatte der diesjährige Lehrgang lediglich 46 "Gäste" zu verzeichnen und damit viel weniger als gewöhnlich.

Auch werden die Threadgill-Lehrgänge dann eventuell nicht mehr als DTB-Lizenzverlängerung anerkannt werden können (s. "Nairiki No Gyo", "Chinese Yoga" und "T-SYR Essentials").


Katsunosuke Matsuoka - Samurai und Begründer des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu

Katsunosuke Matsuoka, Samurai ((松岡克之助?, 1836-1898) Gründer des Shindo Yoshin Ryu JujutsuDer Grunder des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu ist der Samurai Katsunosuke Matsuoka (1836-1898). Der Kuroda-Clan-Gefolgsmann lebte in der späten Edo-Ära und eröffnete sein erstes Dojo 1858. Im Laufe der Jahre kam Katsunosuke Matsuoka zu der Überzeugung, dass die zeitgenössischen Jūjutsu-Stilarten ihren militärischen Nutzen verloren hätten. Daher begann er 1864, seine Expertise in Kenjutsu und Jūjutsu zu kombinieren, indem er das Curriculum für ein "Sogo-Bujutsu (militärisch anwendbares, integriertes Kampfsystem)" schuf. Das "Shindo Yoshin Ryu Jujutsu" und ein Koryu-Lehrplan waren geboren. Lernen und Lehren folgt der Methode des Shu-Ha-Ri (守破離). Foto-Quelle: Wikipedia.

 Treffen von T. Threadgill und R. Fujiwara in Tokio

Ein spannendes Thema der wißbegierigen Community ist auch die Frage nach dem Verhältnis der Führer der beiden SYR-Linien. Daß sie sich persönlich kennen, belegt ein Foto auf www.shinyokai.com mit dem Begleittext: Besuch bei Dr. Ryozo Fujiwara in Tokio zusammen mit Tatsuno Yorihisa und Shingo Ohgami. Dr. Fujiwara leitete die Shindo Yoshin Ryu-Hauptlinie (Domon-Kai-Verband 5) und Toby Threadgill die Takamura Ryuha. In diesem Zusammenhang wird auch darauf hingewiesen, daß sich die Führer der beiden SYR-Linien bereits in den 1970er Jahren getroffen haben. Quelle: http://www.shinyokai.com/photos.htm.


Unterricht Innerer Kampfkunst im Westen - Bedeutung, Prinzipien, Potenziale und Alltagstransfer

Asiatische Kampfkünste beinhalten das "Dilemma von Tradition und Moderne". Sie sind historisch-philosophisch gesehen als esoterisch einzuordnen - man denke nur an die "Geheimniskrämerei" vieler Verbände, Dojos, Sport-Studios und Clubs. Althergebrachte Tugenden wie Loyalität, Gefolgschaft und Gehorsam schaffen zusätzlich Intransparenz Siehe Doku zur DTB-Akademie.

Kontroversen betreffen dabei oft die Frage, wer autorisiert ist, eine Kampfkunst offiziell zu vertreten. Auch die weit verbreitete "anekdotische Evidenz" asiatischer Heilkunde wie die auf dem Yin-Yang-Prinzip basierende "Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)" mit Begriffen wie "Qi /Ki" oder "Meridiane" repräsentiert eine allzu eng gefasste Weltanschauung und ist unvereinbar mit wissenschaftlichen Ansprüchen.

Doch die Aufklärung macht Fortschritte. In Deutschland erweisen sich gerade Turn- und Sportvereine als ein leicht zugängliches Forum, um solche "geschlossene Weltsichten" in unseren westlichen Gesundheitssport zu integrieren, Fremdes verständlicher zu machen und neue Kontakte zu knüpfen. Hier hat der DTB-Dachverband mit den Mitgliedern seiner bundesweiten Turn- und Sportvereinen sowie deren Trainingsgruppen schon lange eine wichtige Vorreiterrolle inne.

Mein übergreifendes Thema ist die ganzheitliche, Innere Kraft (Nairiki), die auf einer korrekt verbundenen Körperstruktur und Körperhaltung beruht. Den Hintergrund bildet ein sehr spezieller internationaler Hamburger Lehrgang mit dem anspruchsvollen Titel "Ganzheitliche Kraft / Verbundener Körper (Unified Strength / Connected Body)". Mit den über 70 Teilnehmenden begegneten sich erstmalig zwei Welten: Taijiquan-Qigong-Lehrende mit Fokus auf Ganzheitlicher Gesundheit und Körper-Studien and Praktizierende der Martial-Arts, die bereits das japanische Budo / Klassisches Bujutsu betreiben". Quelle: Seite des Dt. Taichi-Bundes www.shindo-yoshin-ryu.tai-chi-verband.de. Dort auch mehr zu offiziellen, autorisierten Vertretungen.

Das in der "Taiji-Qigong-Szene" gängige chinesische traditionelle Konzept von "Qi-Kraft" wird im Japanischen mit "Ki-Kraft" bezeichnet. Für die Nairiki-No-Gyo und das Shindo Yoshin Ryu Jujutsu braucht man diesen vagen, unspezifischen und irreführenden Begriff jedoch nicht. Dieses Statement von TSYR-Kaisho Tobin E. Threadgill ist für mich entscheidend, denn es eröffnet mir und meinen Schülern eine wissenschaftliche Alternative zu Okkultismus, Esoterik und Mystik.

Die "neue Art von Kraft", die als "Innere Kraft" von den Generationen jahrhundertelang von Meister zu Meister überliefert wurde - lässt sich m. E. mit der modernen Faszien-Forschung gut in Einklang bringen. Man kultiviert sie z. B. durch das korrekte Stehen, Entspannung und Achtsamkeit. Neue Muskeln werden entwickelt und für eine korrekte Körperstrukur eingesetzt. Diese neue "Verbundenheit (Connectedness / Musubi)" sorgt für optimale Körperausrichtung und damit für Entspannung z. B. der Schultern und Hüften. Diese wiederum ermöglicht die unglaublich schnellen Bewegungen z. B. in der Schwertkunst. Besonders Körperdrehungen sind dann "ausgewuchtet" - zentriert ohne störenden Schwung bzw. Trägheit.

Erkenntnisse aus der Forschung von T. Threadgill zeigen: Diese aus der chinesischen Schwerkunst stammenden Fähigkeiten, das Schwert in dieser Form zielgerichtet und effektiv zu führen, verbreiteten sich früh in mehreren japanischen Jujutsu-Stilarten. Es geht u. a. um ausgeklügelte Körpermechanik und "natürliche Bewegung". Wichtig ist hier der Begriff "Shisei No Gyo (Lehren der Körperstruktur".  Dabei geht es um die Wahrung der "Center-Line" und des "Richtigen Zentrums". Weiterlesen: Shindo Yoshin Ryu. Siehe auch: Toby Threadgill: FAQ, Portrait, Website-Review, Nachlese zum Hamburg-Lehrgang und persönliche Einschätzungen.


Shindo Yoshin Ryu Jujutsu und moderne Faszien-Forschung

DTB-Studies: Shindo Yoshin Ryu Jujutsu, Martial Arts, Shinto Spirituality, cross cultural aspectsFür mich ist die japanische Auffassung von "Ju" zu einer Richtschnur in meinem Leben geworden. Das Kernelement des "GIVE (Nachgiebigkeit)" läßt mich unerwartete neuartige Potenziale ausschöpfen. Den roten Faden bildet für mich das natürliche Prinzip des effektivsten Umgangs mit Kräften durch Anpassung/ Flexibilität, Speicherung und zielgerichtetem Freisetzen, wie man es in der Natur beobachten kann. Ich meine damit beispielsweise Grashalme, Ranken oder Bäume wie die Weide - wobei in der japansichen Überlieferung offenbar der chinesische Weidenbaum gemeint ist.

Der japanische Begriff "Ju" bedeutet "Flexiblität" und letztlich "Schaden ausweichend vermeiden". Die Jujutsu-Stilrichtung "Shindo Yoshin Ryu Jujutsu" führt dies in ihrem Namen ("Neue Weiden-Wesen-Schule"). Mit meinen Forschungen habe ich ein Erklärungsmodell ganz ohne "Ki-Kraft" entwickeln können, das den Faszien und ihrer "Resilienz" die entscheidende Rolle zuweist. Die moderne westliche Konzeption von "Tensegrity" mit Nachgiebigkeit, Transmissionslinien, Zug und Druck schafft eine Anschaulichkeit, die selbst Anfängern ein tieferes Verständnis ermöglicht.


Shindo Yoshin Ryu Jujutsu mit Threadgill Sensei beim Tai Chi Zentrum Hamburg e. V.

Das großartige Feedback zu Threadgill-Lehrgängen ist hierzulande ungebrochen. Siehe auch die TSYR-Sportangebote in Berlin, Dudweiler, Saarbrücken und Freising. Seit T. Threadgill 2013 ein internationales Seminar für das Tai-Chi-Zentrum Hamburg e. V. über die inspirierenden "Nairiki-Essentials" durchführte, ist auch der Dt. Taichi-Bund - Dachverband für Tai Chi und Qigong e. V. Teil dieses Verbände-Netzwerks. Threadgills Lehrgänge werden als DTB-Lizenzverlängerung anerkannt Damit hat dieser Taijiquan-Qigong-Zentralverband erneut seine Vorreiterrolle unterstrichen und wesentliche sino-japanische Forschungen initiiert. Vorrangig geht es der Bundesvereinigung um Training der Inneren Kraft, historische Bezüge und Präventionsangebote für Krankenkassen´und Vereine des Gesundheitssports. Sogar die chinesische Medizin spielt dabei eine Rolle: Neu-entwickelte DTB-Programme ermöglichen, die gesundheitsfördernden Aspekte dieser überlieferten Techniken in den Alltag zu integrieren.

Dojo-Update: Regelmäßiger TSYR-Unterricht in Hamburg geplant

Hamburger Dojo mit Shoden-Lehrlizenz plant Trainingszeiten: Info zu den Trainerinnen Barbara und Corina: Shindo Yoshin Ryu Hamburg 


Forschung, Studien und neue Thesen des Tai Chi Zentrums und des Dt. Taichi-Bundes

Bekanntlich geht es bei meinem Hauptthema, der bundesweiten Lehrer-Weiterbildung im DTB, um chinesische Gesundheits-Übungen. Mit Tai Chi und Qigong kann man die Innere Kraft entwickeln und bewahren. Hintergründe Innerer Kampfkünste helfen dem Verständnis sehr - so meine Erfahrung. Mehr dazu hier: Takamura-ha Shindo Yoshin Ryu Jujutsu.

Dabei gebührt den Themen Tai-Chi-Prinzipien , "Faszien-Qigong" und dem "Chinesischen Yoga"  eine richtungweisende Stellung. Vieles davon kann man auch in den Nairiki No Gyo wiedererkennen. Diese stehen wiederum in engem Zusammenhang mit dem Shindo Yoshin Ryu und seinen Internals. Allerdings ist vieles davon geheim und darf nur einem kleinen Kreis von Schülern weitergegeben werden.

"Shindo Yoshin Ryu (Neue Schule des Weiden-Wesens", früher "Heilige Schule)" referenziert auf die Nachgiebigkeit der Weide, die sich dynamisch-flexibel an die Schneelast anpasst ohne Schaden zu nehmen  Gemeint ist wahrscheinlich die chinesische Weide mit aufrechten Zweigen (Salix sinopurpurea).

Dieses elastische "Mitgehen und Zurückspringen" wird in der Werkstoffkunde und Psychologie als "Resilienz" bezeichnet. Genauso gut kann es auch als Sinnbild stehen für das chinesische Tai Chi Chuan stehen - man denke nur an die Partnerübungen des Tuishou (Pushhands). Siehe dazu: Tuishou : Freies Push Hands Treffen, Meister, Ausbildung, DVDs, Online-Kurse.

Meine These: Zur Vertiefung meines Verständnisses von sowohl Wado-Karate als auch Taijiquan-Stilarten (Chen, Yang, Wu) kann die Samurai-Kampfkunst Shindo Yoshin Ryu Jujutsu beitragen. Engagierten Taiji-Lehrern könnte es helfen, zu einem tieferen Verständnis und zu einem Blick unter die Oberfläche zu streben . . . Kurz gesagt bestreite ich die überall von den Meistern behauptete Einzigartigkeit ihrer überlieferten Tai Chi Prinzipien. Ich kann belegen, dass es solche essentiellen Prinzipien auch in anderen Kampfkünsten gibt.


Shindo Yoshin Ryu Internals - authoritative Martial Arts Infomation wanted for studies

There are many opinions and approaches to the study of martial arts ranging from mythical mindsets of the past to modern scientific factchecking. The latest sino japanese DTB-research on qigong and nairiki has risen some eyebrows in the what they call themselves "budo community". Some harsh critism has lead to more scientifc scrutiny on my behalf to better explain my objectives.

Update: Meanwhile I have received quite a lot of helpful information on Nihon Koryu - thank you all so much! What puzzles me though is that even accomplished SYR masters seem to differ significantly in their views on even the most basic themes like Chinese connections to Japanese Koryu. SYR instructors seem to disagree considerably. I am also surprized that some SYR masters asked us to not publish studies on open forums like facebook. According to their wishes we took our popular facebook page offline.

The pivot point is my detailed essay on researching similarities and differences in martial arts systems: www.shindo-yoshin-ryu-jujutsu.posture-inside.com. This survey emphasizes comparative frameworks together with historical evidence. Another focus is on new findings and assumptions relating to Yang Luchan. Literature includes Tʼai-chi Touchstones: Yang Family Secret Transmissions. Douglas Wile (Sweet Chʻi Press, 1983).  Additional source for scientific comparative research: Yang Luchan..


Shindo Yoshin Ryu Jujutsu Prinzipien - aufschlussreiche Blicke unter die Oberfläche

Die SYR-Jujutsu-Stilrichtung ist in Deutschland wenig bekannt. In einem Kampfkunst-Forum heißt es bezgl der Frage wie das Training abläuft: Das "wird dir nur der Deutschlandvertreter sagen können" (!). (http://www.kampfkunst-board.info/forum/f92/takamura-ha-shindo-yoshin-ryu-155256/). Das ist allerdings nicht richtig und zeigt, wieviel Falsches im Internet kursiert. Auch die Frage, wer dieses Klassische Bujutsu hierzulande vertreten soll, ist eine verwickelte Geschichte. Wie ich aus eigener Anschauung weiß, nutzen z. B. Wado-Ryu-Karateka entsprechende SYR-Seminare, um einen tieferen Einblick in ihre Kampfkunst zu bekommen und die Unterschiede zwischen Okinawa-Prinzipien und Wado-Prinzipien gemäß H. Otsuka anfassbarer und dem Laien erklärbar zu machen. Dazu gehört auch das Erklären des Lernmodells "Shu-Ha-Ri".


Wado Ryu Karate und Shindo Yoshin Ryu Jujutsu

Auf den Lehrgängen von Teruo Kono waren außer Shuzo Imai auch andere japanische Wado-Meister dabei. Hier sieht man Noboru Suzuki, der auf dem Lehrgang in Bremen 1989 vielfältige Partner-Übungen demonstrierte, die mich heute sehr an Shindo Yoshin Ryu Jujutsu erinnern. Obwohl ich damals schon 20 Jahre Wadoka war, wußte ich über Jujutsu sehr wenig. Suzuki Sensei (8. Dan Wado-Ryu) war ein direkter Schüler von Hironori Otsuka und betreibt auch Daito Ryu Jujutsu. Ob Suzuki Sensei auch mit dem Gründer der TSYR-Nebenlinie Yukiyoshi Takamura in Verbindung stand, weiß ich nicht. Quelle: Digital Research Shindo Yoshin Ryu / Internal Power / Martial Arts Internals. Quelle: Ausbildung Hamburg Tai Chi Verband.


Fajin - Faszien-Schnellkraft in Inneren Kampfkünsten

Fajin (Energie-Abgabe)" meint ein peitschenartiges gebündeltes Zurückschnellen gedehnter Faszien-Ketten (Resilienz). Dieser elastische Katapult-Effekt ist explosiver als Muskelbewegungen. Nach einer Verformung springen gut trainierte Faszien blitzartig und ohne Hysterese (Verzögerung, Dämpfung) exakt in ihren vorigen Zustand zurück. Auch Entspannung der myo-faszialen Ketten während des Bewegungsflusses trägt zur Effektivität bei Weitere Faktoren sind Atmung, Lockerheit, Haltung und Bewusstsein. Die ausgeklügelte biomechanische Wirkungsweise zeigt sich am deutlichsten bei Partnerübungen des "Tuishou (Push Hands, Hände-Schieben). Hier ist die "Jin-Kraft" nicht meine eigene Kraft sondern der vom Angreifer eingesetzte Impuls, der auf ihn zurückgelenkt wird. Der Kontrahent spannt sozusagen meinen Bogen und schießt dann den Pfeil auf sich selbst ab. Quelle: http://www.tai-chi-zentrum.de/fajin_fajing.htm .

Schneelast auf Bambusblatt - Zen-Zitat von E. Herrigel

Übergreifende Zusammenhänge: E. Herrigel beschreibt, daß sein japanischer Meister auch das Bild von abrutschender Schneelast benutzt - nur hier von einem Bambusblatt:

«Unterlassen Sie es doch, an den Abschuß zu denken», rief der Meister aus. «So muß er mißlingen!» «Ich kann nicht anders», erwiderte ich, «die Spannung wird geradezu schmerzhaft.»  «Nur weil Sie nicht wahrhaft losgelöst von sich selbst sind, spüren Sie es. Sie können von einem gewöhnlichen Bambusblatt lernen, worauf es ankommt. Durch die Last des Schnees wird es herabgedrückt, immer tiefer. Plötzlich rutscht die Schneelast ab, ohne daß das Blatt sich gerührt hätte. Verweilen Sie ihm gleich in der höchsten Spannung, bis der Schuß fällt. So ist es in der Tat: wenn die Spannung erfüllt ist, muß der Schuß fallen, er muß vom Schützen abfallen, wie die Schneelast vom Bambusblatt, noch ehe er es gedacht hat.» Eugen Herrigel: Zen in der Kunst des Bogenschiessens, Bern u. a.: O.W. Barth Verlag, 1986, S. 60 ISBN: 3596160979

Anmerkungen

 

1

Otsuka lernte Shindō Yōshin Ryū von Tatsusaburō Nakayama. Dieser war der Haupt-Trainer des Genbukan Dōjō in Shimotsuma und der Sportlehrer in der Mittelschule der Stadt.

Als Otsuka Partnerübungen und Wettkämpfe in das moderne Karate einführte, entstand zugleich die Gefahr, die "Internals" zu vernachlässigen und nur schnell erlernbare Techniken anzuwenden, die primär zum Gewinnen von Meisterschaften geeignet waren. Teruo Kono hat sich intensiv bemüht, dem entgegenzuwirken.

Wado Ryu Jujutsu Kempo (karate) founder Hidenori Otsuka was a man of exceptional reputation. He held a menkyo kaiden in Shindo Yoshin Ryu (he received his license from Tatsusaburo Nakayama Sensei around 1921). This is why Shindo Yoshin Ryu Jujutsu is well-known in the Japanese karate world. In an interview TSYR founder Yukiyoshi Takamura says "I understand that Shindo Yoshin-ryu does not generate much interest within the Wado-ryu now". And he also expresses his hopes "that Wado-ryu does not loose its jujutsu roots which makes it one of very few karate styles to have a bujutsu heritage ... Sport karate matches seem to drive the future of Wado-ryu away from its jujutsu roots"(source: shinyokai.com/Takamura%20interview.pdf).

 

2

Definitionen in Online-Enzyklopädien wie Wiki, Marjorie & Co gehen teilweise am Wesentlichen vorbei - es handelt sich weder um "neue Weiden" noch um "heilige Herzen" ...

Der Name der Schule  wird manchmal auch "Shintō Yōshin-ryū" aber man sollte diese moderne Stilart nicht mit Koryu-Traditionen in Beziehung setzen.

Stil-Bezeichnungen im Nihon Koryu sind - natürlich - kulturell geprägt. Zudem sind sie historisch gewachsen und von ihren Gründern oft ganz individuell entschieden und festgelegt. Besonders für Westler bleiben sie daher oft unklar. Hier zwei anerkannte Interpretationen mit wichtigen Statements.

Around this time /1875/  Katsunosuke chose to alter the spelling of Shindo Yoshin-ryu to reflect "divine willow spirit tradition" (神道揚心流) in contrast to "new willow spirit tradition" (新道揚心流). Source: http://www.koryu.com/library/tthreadgill1.html.

History and technique in Japanese Martial arts can be related to Kenjutsu (sword art) and Jūjutsu (Grappling art)

Japanese "Shindō Yōshin-ryū (新道楊心流)" is a traditional school ("Koryu") of "Budo (martial arts)", teaching primarily the art of jūjutsu. The first kanji originally translated into "新(New)", but in the mainline branch it was eventually changed into the homophonic "神 (sacred)".

Takamura-ha Shindo Yoshin-ryu, embodies the philosophy and spirit of an earlier era of Japan adapted to a Western setting. Takamura's deep insights into the essence of martial arts will surprise and stimulate modern budo practitioners. SYR is a sogo bujutsu or comprehensive martial arts tradition. Teachings include both classical weaponry and empty handed applications, studies that were historically embraced by the warrior class of feudal Japan (http://www.shinyokai.com/interviews.htm). See full quote tobin E. Threadgill´s website: www.shinyokai.com .

Teaching and learning follow the method of Shu-Ha-Ri (守破離).

 

3

Dazu noch ein öffentlicher Facebook-Eintrag von TSYR-Meister Karl Garrison: "Just what the hell is this? Shindo Yoshin ryu is Nihon Koryu. It has no direct connection to Taiji whatsoever. This is blatant misrepresentation. I trained in real Shindo Yoshin ryu for over 40 years and hold chuden mokuroku from Yukio Takamura of the Takamura ha Shindo Yoshin ryu. Whoever is responsible for this page is a con artist trying to capitalize on an art they don't know and aren't even licensed in. You should be ashamed!" https://www.facebook.com/ShindoYoshinRyu.Taijiquan.

Zusammen mit ähnlichen Mails an mich persönlich lassen Befürchtungen erkennen, ich würde der TSYR-Crew etwas streitig machen wollen. Für mich als Forscher und Wado-Karateka ist dies jedoch absurd.

 

4

Befremdlich und von mir oft kritisiert ist allerdings die unsichtbare (evtl. ungewollte) sachfremde Verlinkung in möglicherweise kommerzielle Richtung auf der Homepage des Kai. Dies irritiert mich, denn offiziell wurden von Threadgill persönlich solche "commodities" stets als ethisch unannehmbar und für die Sache schädlich dargestellt. Auch mir persönlich wurden solche "Verfehlungen" vorgeworfen - allerdings ohne jede Begründung.

Update: Mittlerweile ist diese "Verknüpfung" im Zuge einer Neugestaltung der Website entfernt worden.

 

5


Studygroup Saar / Takamura Shindo Yoshin Ryu - Distanzierung Tai Chi Zentrum Hamburg

Ich und meine Forschungen stehen in keinem Zusammenhang mit der "Study Group Saar" des Takamura Shindo Yoshin Ryu. Gleiches gilt für die DTB-Lehrer im Saarland. Verbände-Netzwerk DTB: Saarbrücken Ausbildung. Ich bin der Meinung, dass Sach-Informationen über "SYR" einem tieferen Verständnis für Tai Chi und Qigong förderlich sind. Dazu gehören auch die traditionellen Nairiki-Kata. Auch die Recherche nach eventuellen gemeinsamen Ursprüngen halte ich für sinnhaft. Dafür werde ich zwar vielfach kritisiert, aber die Ergebnisse sind ermutigend.


Anmerkungen

*

Der TSYR-Lehrplan verbindet Schwert- und Jujutsu-Techniken. Dieses technisch ausgefeilte System erfordert Vorkenntnisse. Unterricht richtet sich daher nur an erfahrene Budoka.

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Essay "Martial Arts Cancel Culture - The Elephant In The Room" by Dr. Stephan Langhoff

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Shindo Yoshin-ryu no Reikishi to Giho, Dr Ryozo Fujiwara, 1983

 

Medien / Presse

Dr. Langhoff: Spiritualität im Qigong und Tai Chi Chuan (Taijiquan), Qi, Ki, Lebenskraft, Innere Kraft

Presse: Shindo-Yoshin-Ryu-Jujutsu Hamburg: Nairiki-Seminar mit Tobin E. Threadgill

Kurse, Lehrgänge, Seminare in ganz Deutschland - Qualitätssiegel

Tai Chi Master: Yang Zhenduo

Großmeister aus Asien unterrichten Dr. Langhoff

Shaolin-Qigong: Video-Arbeiten im Japan-Garten in Hamburg

Tai Chi Master: Fu Shengyuan

DTB-Ausbilder Dr. Langhoff über die Tuishou-Ausbildungen in Deutschland

Tai-Chi-Meister Fu Zhongwen

Chinesische Großmeister unterrichten Dr. Langhoff

Medien-Arbeit Berlin: Tai Chi und Qigong mit Dr. Langhoff, Studygroup Shindo Yoshin Ryu Jujutsu

Taiji-Qigong Meister aus China

Nairiki scientifc research wanted

 

Internal Martial Arts Archive