Der Chefcoach des
Tai-Chi-Qigong-Dachverbandes
DTB ev bietet ein
wissenschaftliches Korrektiv
zu "Szene-Ausbildungen".
Der promovierte Philologe sagt:
Oft fehlt es Lehrenden an Expertise,
interkultureller Kompetenz
und Realismus.
Verbreitet sind Heilslehren,
Kommerz, Show und Ignoranz
- u.a. in "Kampfkunst-Foren"
und
"Fach-Journalen" sowie bei
Themen wie "Qi-Energie", Fajin
oder
Tuishou-Meister / Freies Push-Hands.
Als einschlägig
ausgewiesener Kenner
informiert der Dan-Träger mit
50 Jahren Erfahrung
über seine asiatischen
Lehrmeister -
mit kritischen Updates aus heutiger
Sicht. Kontakt:
Mail, Tel: 040-2102123).
Ōtsuka Hironori
wurde geboren am 1. Juni
1892, Shimodate, Ibaraki. Er
ist gestorben am 29. Januar
1982, Japan. Er war der erste
Karateka, dem die allerhöchste
Auszeichnung, nämlich der
Titel "Meijin" verliehen
wurde. Diese Ehrung geht
weit über das
Schwarzgurt-System hinaus. Hironori
Otsuka war der Lehrer meines
Lehrers Teruo Kono (Shihan),
der häufig von ihm erzählte.
Die Persönlichkeit des
Kampfkunst-Meisters hat mich
seit dem Beginn meines
Wado-Ryu-Karate-Trainings,
also 1969, stark beeindruckt
und beeinflußt. Erst nach
und nach eröffnete sich mir
die Tiefe seines Wissens im
Bujutsu.
Otsuka trainierte zwischen 1907 bis 1921 in zwei Perioden im Dojo von Tatsusaburo Nakayama (1870 – 1945) die Samurai-Kampfkunst Shindo Yoshin Ryu Jujutsu. Erst 1922 traf er Gichin Funakoshi, später Kenwa Mabuni sowie Motubu Choki und trainierte mit ihnen.
Otsuka gründete 1934 die Vorläuferorganisation des Wado-Kai Verbandes, den „Dai Nippon Karate Shinko Club“. Dies wird als ursprüngliche Gründung des Wado Ryu gesehen. In den 1950er Jahren konstituierte Hironori Otsuka die „Zen Nippon Karatedo Renmei“. Am 5. Juni 1967 wurde der Name Zen Nippon Karatedo Renmei zu Wado-Kai geändert. Mitder Gründung der Federation of All Japan Karetedo Organization (FAJKO, später umbenannt zu JKF) Mitte der 1960er Jahre wurde die Bezeichnung Wado-Kai offiziell gebräuchlich.
Otsuka setzte sich besonders für die Einführung von Partnerübungen und Wettkämpfen (Kumite) im Karate ein. Diese gab es im Okinawa-Te nicht. Dabei verband er seine große Expertise im Okinawa-Te, dem ursprünglichen Karate, mit dem Jiu Jitsu Kempo, dem Kendo und seinem umfassenden Allgemeinwissen in der japanischen Kampfkunst. Er wird von vielen als die höchste Karate-Autorität der Welt angesehen. Für ihn war Karate eher eine geistige Kunst als eine Körperkunst! So maß Otsuka auch der unbedingten inneren Ruhe beim Kämpfen einen hohen Stellenwert zu. Sein Ausspruch "The only Difference between the possible and the impossible is one´s will!" gibt einen bezeichnenden Einblick in die Denkweise dieses herausragenden, vielseitigen Mannes,
Otsuka war ein Meister des Shindo-Yoshin-Ryu-Jujutsu, eine in Japan ausgeübte Samurai-Kampfkunst, die ähnlich wie das Karate in Okinawa von dem chinesischen Wushu geprägt war. So gelangten zahlreiche weiche und kreisförmige Bewegungsfolgen aus China in das japanische Wado-Ryu-Karate. Otsuka erlernte das Shindo Yoshin Ryu Jujutsu von Tatsusaburo Nakayama schon in seiner Jugend. Als Gründervater seiner Wado-Stilrichtung gab er den Samurai Yoshitoki Shirobei Akiyama an, der die chinesischen Wurzeln des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu nach Japan einführte.
Otsuka übertrug grundlegende Shindo-Yoshin-Prinzipien des japanischen Schwertkampfs in sein Wado-Karate. Dazu zählen: Sente (Angriff / Initiative), Irimi und Tai Sabaki. Essentielle Konzepte sind: Chushin Tadasu (korrekte Körperhaltung), Kansetsu (Hebel) und Kuzushi (Brechen des Gleichgewichts).
In diesem Licht gewinnen Forschungen an Bedeutung, die größere Zusammenhänge in den Blick nehmen. Historische und technische Beziehungen zwischen chinesischem Wushu und den traditionellen japanischen Kampfkünsten. Die im Shindo Yoshin Ryu Jujutsu als "Koryu" und "Sogo-Bujutsu" bewahrten Prinzipien und Wesensmerkmale finden sich auch in Otsukas Wado-Ryu-Karate.
Zur Zeit forsche ich an den Gemeinsamkeiten und Unterschieden von
Shindo Yoshin Ryu Jujutsu
der Otsuka-Richtung, der Takamura-Nebenlinie, der Matsuoka-Hauptlinie und dem ursprünglichen
Yoshin Ryu von Meister Yoshitoki Akiyama. Dazu befasse ich mich mit dem aus
China stammenden Konzept der NAIRIKI-KATA, der "Inneren Kraft". Dabei
ergeben sich aufschlußreiche Einsichten, die ich auch bei
Push-Hands-Treffen für Ausbildung unterrichte. Besonders interessieren mich die Wado-spezifischen Wurzeln der Samurai-Kampfkunst,
wie sie auch im japanischen Jujutsu als "Internals" überliefert sind. Auch im
Wado Ryu Karate gibt es Kata für die Entwicklung von Nairiki. Es zählen
dazu Naihanchi und Seishan. Ich
recherchiere,
wieviel und was von Otsukas Shindo Yoshin Ryu Jujutsu in das Kono-Training
eingeflossen ist, an dem ich rund 30 Jahre lang teilnahm. Bei ihren Bewegungen und Techniken erkennt man
Prinzipien, wie sie im Tai Chi Chuan gelehrt werden: Otsuka und Kono
bewegen sich in einer vollständigen Einheitlichkeit. Sie sind verbunden. Sie benutzen
Weichheit und die Gegner-Energie zum Siegen. Man sieht das Prinzip von
Himmel-Erde-Mensch (Tenchijin / Tiandiren).
Shingo Ohgami war wie Teruo Kono ein langjähriger, strebsamer und entschlossener Otsuka-Schüler. Otsuka besuchte ihn 1970 in Schweden für Lehrgänge und kam in diesem Zusammenhang auch nach Berlin. Leider verstarb Ohgami 2019.
Zusammen mit Toby Threadgill schrieb Shingo Ohgami das Buch "Shindo Yoshin Ryu - History and Technique", welches anfang 2020 publiziert wurde. Darin enthalten sind eine Fülle auch von solchen Details, die Otsuka betreffen. Zur Zeit arbeite ich das Buch, welches nach Meinung von Rezensenten wie Ellis Amdur und Stan Pranin ein Grundlagenwerk seltener Güte darstellt, durch. Ich werde künftig auch hier mit Updates darüber berichten.
Ohgami veröffentlichte in seinem Buch einen Lebenslauf von Otsuka, in welchem dieser angibt, der 4. Linienhalter des Shindo Yoshin Ryu Jujutsu zu sein. Ohgami und Threadgill diskutieren ausführlich verschiedene Möglichkeiten, wie es zu diesem faktisch unrichtigen Statement gekommen sein könnte.
Für mich als Tai-Chi-Lehrer ist interessant, daß auch Ohgami Tai Chi unterrichtete. Er besuchte Chenjiagou, um dort mehr über die Taiji-Ursprünge zu lernen, die er offenbar im Shaolin-Kloster vermutete - ganz anders als das folkloristische "Wudang-Mantra" es reklamiert.
Teruo Konos
berühmter Lehrmeister Hironori Otsuka hatte Samurai-Techniken des Shindo Yoshin Ryu Jujitsu
Kempo mit dem
Okinawa-Karate genial kombiniert und damit eine neue, einzigartige Karate-Stilart gegründet.
Als
jahrzehntelanger Schüler von Teruo Kono habe ich eine enge
Beziehung zu dessen Lehrmeister Otsuka. In seinen Werken finde ich
vieles, was Bezüge hat zu chinesischen Übesystemen. Dies gilt
beispielsweise für Historie, Körperstruktur, Körper-Geist-Einheit,
Techniken und Strategien.
Auf
den Lehrgängen von Teruo
Kono waren außer Shuzo Imai
auch andere japanische
Wado-Meister dabei. Hier
sieht man Noboru Suzuki, der
auf dem Lehrgang in Bremen
1989 vielfältige
Partner-Übungen
demonstrierte, die mich
heute sehr an
Shindo Yoshin Ryu Jujutsu
erinnern. Obwohl ich damals
schon 20 Jahre Wadoka war,
wußte ich über Jujutsu sehr
wenig. Suzuki Sensei (8. Dan
Wado-Ryu) war ein direkter
Schüler von Hironori Otsuka
und betreibt auch Daito Ryu
Jujutsu. Ob Suzuki Sensei
auch mit dem Gründer der
TSYR-Nebenlinie Yukiyoshi
Takamura in Verbindung
stand, weiß ich nicht.
Heute forsche ich an
Unterschieden und
Gemeinsamkeiten mit den
Tai Chi Prinzipien: Digital Research
Shindo Yoshin Ryu / Internal
Power / Martial Arts
Internals. Quelle:
Tai Chi Qigong Verband
Ausbildung Hamburg.
Über Kono Sensei habe ich auch zahlreiche andere japanische Karate-Meister kennengelernt, die Schüler von Otsuka Sensei waren. Siehe auch http://www.wado-ryu.jp/.
Erst kürzlich erfuhr ich von Otsukas enger Freundschaft zu Morihei Ueshiba, dem Gründer des Aikido. Die beiden berühmten Meister standen sich innerlich offenbar sehr nahe, hinsichtlich ihrer Weltsicht und ihrer Überzeugungen. Was sie in besonderem Maße verband, waren offensichtlich die Ideen zu Frieden und Harmonie. Quelle: Shindo Yoshin Ryu, T. Threadgill, Nairiki.
Otsukas Buch "Wado Ryu Karate". Review folgt