INNERE KAMPFKUNST: Dr. Stephan Langhoff über fernöstliche Meister, Dynastien / Verbände, Prinzipien, Philosophie

Dr. Stephan Langhoff, Hamburg, DTB-Ausbilder und Geschäftsführer des Tai Chi Zentrum Hamburg e. V. Der Chefcoach des Tai-Chi-Qigong-Dachverbandes DTB ev bietet ein wissenschaftliches Korrektiv zu "Szene-Ausbildungen". Der promovierte Philologe sagt: Oft fehlt es Lehrenden an Expertise, interkultureller Kompetenz und Realismus. Verbreitet sind Heilslehren, Kommerz, Show und Ignoranz  - u.a. in "Kampfkunst-Foren" und "Fach-Journalen" sowie bei Themen wie "Qi-Energie", Fajin oder Tuishou-Meister / Freies Push-Hands. Als einschlägig ausgewiesener Kenner informiert der Dan-Träger mit 50 Jahren Erfahrung über seine asiatischen Lehrmeister - mit kritischen Updates aus heutiger Sicht. Kontakt: Mail, Tel: 040-2102123).

Die Taijiquan-Qigong-Szene

Da ich häufig über meine fernöstlichen Lehrmeister schreibe, könnte der Eindruck entstehen, ich würde ihre Esoterik-Traditionen teilen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Ich trete ein für Ideologie-Freiheit, Faktencheck und Transparenz. Dies sind in der "Taiji-Qigong-Szene" oft genug Fremdworte, die gar nicht gut ankommen. Mit einer solchen "Cancel Culture" hatte ich anfangs nicht gerechnet. Und auch an Mobrule-Spin-Kampagnen mit "Public-Shame" mußte ich mich erst gewöhnen.

Über meine Abgrenzung möchte ich hier berichten.

Seit über fünf Jahrzehnten habe ich Kontakte zu Praktizierenden auf unterschiedlichsten Ebenen. All diejenigen, die nicht den Standards des DTB-Dachverbandes folgen, bezeichne ich als "Taijiquan-Qigong-Szene". In den diversen Sub-Szenen erkenne ich immer wieder die gleichen Merkmale, die ich für Mängel und Defizite halte, falls man auf dieser Grundlage in der Erwachsenenbildung tätig sein will. Dies habe ich schon des öfteren im Detail erklärt.

Praktizierende der chinesischen Übesystem Tai Chi Chuan (Taiji, Taijiquan) und Qigong haben ganz unterschiedliche Motivationen für ihr Training. Ebenso diejenigen Organisationen, die beanspruchen, sie zu vertreten und für ihre Interessen einzutreten. Um dies genauer zu verstehen, muß man das Phänomen "Szene" im größeren Zusammenhang sehen. Eine Schlüsselrolle bei der Erklärung kommt den chinesischen Großmeister-Eliten zu. Hier treffen Ost und West auf eine dynamisch-komplexe Art und Weise aufeinander, die über die Jahrzehnte eine unübersichtliche Gemengelage geschaffen hat. Ich habe dies dies im Laufe von fünf Jahrzehnten miterlebt und auch einiges beigesteuert an persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen.

Spricht man von der "Taijiquan-Qigong-Szene", so ist bemerkenswert, daß viele Lehrende aus dem Theater- und Schauspielbereich kommen. Doch genau genommen geht es nicht um Künstlerisches wie Film-Szenen oder Theater-Kulissen. Vielmehr bezeichnet man mit dem Oberbegriff "Szene" unterschiedlichste Gruppierungen von Praktizierenden dieser taoistisch-buddhistischen Künste. Oder sollte es hier eine übergreifende Gemeinsamkeit geben? Ich befürchte, daß dies zutrifft - und die Beschäftigung damit ist nichts für schwache Nerven!

Ich meine zum einen den zunehmenden "Mobrule-Spin" in den Socialmedia. Solche "Wildwest-Manier richtet sich auch gegen meine Person. - ich denke dabei an den Aufruf des  DDQT und die Aktion von Ex-DDQT-Vorstand Nils Klug. Die Personalie "Nils Klug" bleibt häufig nicht beschränkt auf Schlagwörter wie "Szene", "DDQT" und "Push-Hands-Treffen", sondern bezieht schnell weitere Themen-Kreise mit ein, wenn man nach tiefergehenden Erklärungen forscht. Ein Update hier: www.pushhands-tuishou.de/nils-klug-pushhands.html .

Zum anderen meine ich jedoch folgendes: Nach meiner Erfahrung gibt es einen bedauerlichen Hang weg von der Realität und hin zu subjektiver Wahrheit und "gefühlten Fakten". Diese Nähe zu Schauspiel und Fiktionen kann das Ausschöpfen tieferer Potenziale verhindern. Während der Ausdruck in den Szene-Kreisen selbst positiv besetzt ist als Zeichen der Zugehörigkeit zu einer "Elite", so verwende ich ihn eher negativ und grenze mich von dieser Community ab.

Abgrenzung des DTB und seiner Partner-Organisationen

Angesichts aktueller Entwicklungen findet mein konsequentes Eintreten für objektive Wissenschaft und ideologie-freien Faktencheck noch breitere Zustimmung als in der Vergangenheit - mein stetiges Bemühen zahlt sich weiterhin aus. Zusammenfassend kann man sagen: War die Szene und ihre Interessensvertretung DDQT-Verband einst in einschlägigen Fachzeitschriften, Journalen und Social Media als startender Tiger gefeiert, so ist sie nun zunächst "als Bettvorleger gelandet". Der DDQT-Lobbyistenverband brauchte das Fanal "Der DDQT lebt" als "Wiederbelebung - und schlimmer noch: Die Krankenkassen erkennen die unqualifizierten Szene-Standards nicht mehr an und haben die Organisationen aus dem ZPP-Leitfaden gestrichen.

Ein Grund: Netzwerke, Journale, Foren und Vereinigungen der Szene arbeiten nicht mit ideologie-freiem Faktencheck, wie es in der westlichen Gesundheitsbildung ja die Norm ist. Hinzu kommt. Sie fremdeln auch mit wissenschaftlichen, evidenzbasierten Erklärungsmodellen. Auch verfügen die Subkulturen über keine gemeinsame Basis. Die Szene betonte ihre Unterschiedlichkeit und tritt nich als Einheit auf. So hat sie auch keine geeigneten Antworten auf Herausforderungen finden können - ganz anders als die "Community mit Weitblick" des Tai-Chi-Qigong-Dachverbandes DTB. Auch die angeschlossenen Partner-Verbände erkennen Szene-Institutionen nicht an.

Qilin-Akademie des BVTQ-Netzwerks und Gudrun Geibig - meine Abgrenzung

Westler, die Tai Chi Chuan (Taijiquan) von chinesischen Meistern gelernt haben, nennen ihre Schulen häufig "Akademie" oder neudeutsch "Academy". Im Zuge dieser Tradition habe auch ich bei der Gründung des Vereins "Tai Chi Zentrum" 1988 eine "Akademie" etabliert, die über lange Zeit die enge Zusammenarbeit mit Krankenkassen und ihren Verbänden umfänglich koordinierte. Als der Verein 1966 mit der Gründung des DTB (Dt. Taichi-Bund - Dachverband für Taichi und Qigong ev) zur "ZPP-Lehrerschmiede Deutschland" avancierte, kam es zu ärgerlichen Verwechselungen mit Szene-Akademien. Ich erkläre dies weiter unten am Beispiel der Qilin-Akademie des Taiji-Qigong-Netzwerks unter Leitung von Gudrun Geibig. Deren ZPP-Ausbildungen werden vom DTB nicht angerechnet für Krankenkassen-Kursangebote.

Die Taiji-Qigong-Szene und der Einfluß chinesischer Meister

In Deutschland wird die Einflußnahme chinesischer Meister und ihrer Familien-Dynastien durchweg zu wenig beachtet. Oft hat ihr tiefergehendes Wissen zu Philosophie, Meditation und Kampfkunst ihre deutschen Schüler maßgeblich beeinflußt: Mantras von Deutungshoheit und Zughörigkeit zu einer elitären Gruppe verfehlen ihre Wirkung nicht. Gerade schwache Persönlichkeiten finden in solchen Heilsversprechen für sich ihren "tieferen Sinn". Das Rezept der chinesischen Familien-Dynastien für ihr Geschäftsmodell ist über lange Zeit stets dasselbe geblieben und ich habe es mehrfach "drehbuch-artig" dargestellt.

Bei Szene-Botschaften von Esoterik-Welten spielen "Quasi-Religiosität" und "Wude-Moralkodex" die Hauptrolle. Der Einfluß entwickelt sich allerdings häufig in ausgesprochen negativem Sinne. Statt hochentwickelte fernöstliche Qualitäten wie das Yin-Yang-Konzept, innere Weiterentwicklung oder das Bemühen um Schlichtheit und Natürlichkeit zu betreiben, ist die deutsche Szene geprägt von Beliebigkeit und Malen eigener persönlicher "Qi-Erlebniswelten".

Aus meiner Sicht ist dies eine verhängnisvolle Entwicklung. Die Hinwendung zu Heilslehren gepaart mit Naivität und Vertrauensvorschuß ist besonders mißlich für die Erwachsenenbildung.

Sie zeichnete sich bereits vor Jahrzehnten ab. Zu jener Zeit habe ich mich auch von etlichen meiner chinesischen Lehrmeister distanziert, weil ich erkannte, daß sie an dieser Ausbreitung nicht gerade unschuldig waren, sondern diese Entwicklung zur Verwässerung selbst tatkräftig förderten. In einer sechsteiligen Video-Serie auf Youtube habe ich dies im Detail beschrieben.

Ich kann nicht zuverlässig beurteilen, ob dabei mangelhafte Qualifizierung, kommerzielle Interessen - oder sogar beides der Grund waren. Jedenfalls waren - aus meiner Sicht - ihre deutschen Schüler so gelehrig, daß inzwischen dieser Hang zu Infotainment, Oberflächlichkeit und Adhocismus das eigentliche Problem geworden ist. Ich gebe zu, daß ich selbst Teil dieses Problems war, wenn auch nur für eine kurze Zeitspanne als Einsteiger. Inzwischen bin ich glücklicherweise durch meine Aufklärungsarbeit zum Teil der Lösung geworden!

Im Gegensatz zur Taijiquan-Qigong-Szene fokussiere ich bei der Förderung und Verbreitung dieser chinesischen Übe-Systeme auf viel tiefergehende Zielsetzungen. Ich erreiche dies mit meinem Konzept des "Richtig Lernen und Lehrens", das der Dt. Taichi-Bund - Dachverband für Taichi und Qigong ev. in sein Lehrerprofil für Aus- und Fortbildung eingearbeitet hat.

Blicke ich zurück, so sind etliche Begebenheiten recht ermutigend. So hatte sich ja vor längerem ein "zweiter Dachverband" als Konkurrenz zu unserem "originalen DTB" versucht, indem er sich als Sprecher für die "Taijiquan-Qigong-Szene" erkärte. Dies machte Sinn, da er als Lobby-Verband eine Interessensvertretung bildete und es ihm damit nicht um tiefergehende Ziele ging.

Doch selbst solche niedrig-schwelligen Zielsetzungen erwiesen sich als Illusion. So traten die wichtigsten Gründungsmitglieder wie Taijiquan-Qigong-Netzwerk BVTQ und Qigong-Gesellschaft wieder aus. Später haben dann selbst Protagonisten wie Nils Klug und Angela Menzel ihre Mitgliedschaft gekündigt. So können sich nun auch Laien ein eigenes Bild machen über Vereinigungen, die Taijiquan und Qigong als Handelsware für interessierte Kreise einstufen wollen.

Doch als eigentlichen "Todesstoß" für die Szene-Qualifizierung empfinde ich den von mir lang erwarteten Vorstoß der Krankenkassen. Ihr Vdek-Verband hat kurzerhand alle "Fach-Organisationen" der Szene aus dem ZPP-Leitfaden streichen lassen. Künftige Anbieter von Krankenkassen-Kursen kommen mit simplen Szene-Standards nicht mehr durch. Aktuelle ZPP-Anforderungen richten sich nach Scoring-Modelle mit einem Mechanismus, den der DTB-Dachverband bereits seit langem einsetzt.

Doch als Realist mit 50 Jahren Erfahrung weiß ich auch, daß Taijiquan und Qigong bei Esoterikern als Heilslehre weiterhin Anklang finden werden als "Weg zur Erleuchtung", "Qi-Welt" oder als purer Zeitvertreib - das Repertoire der Szene-Anbieter ist ja riesig und sprengt alle Dimensionen. Da stößt auch das Fanal des Vdek rasch an seine Grenzen. Allerdings werte ich dies nur als ersten Schritt, dem weitere folgen könnten.

Benutzte Quellen und weiterführende Infos:

Die Taiji-Qigong-Szene - QDD-Info

Die Taiji-Qigong-Szene - Netzwerk-Info

Lesetipps:

"Verbände grenzen sich ab" - neue Serie mit kontinuierlicher Aktualisierung

Folge 4: Dr. Peter Wolfrum leitet mit seiner Frau seit 1999 die Schule DALÜ in Leverkusen. Mehr zu seinen Funktionen in Organisationen wie dem Lobbyverband DDQT hier: Peter Wolfrum, Schule "DALÜ" in Leverkusen.

 

Medien / Presse

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