Der Chefcoach des
Tai-Chi-Qigong-Dachverbandes
DTB ev bietet ein
wissenschaftliches Korrektiv
zu "Szene-Ausbildungen".
Der promovierte Philologe sagt:
Oft fehlt es Lehrenden an Expertise,
interkultureller Kompetenz
und Realismus.
Verbreitet sind Heilslehren,
Kommerz, Show und Ignoranz
- u.a. in "Kampfkunst-Foren"
und
"Fach-Journalen" sowie bei
Themen wie "Qi-Energie", Fajin
oder
Tuishou-Meister / Freies Push-Hands.
Als einschlägig
ausgewiesener Kenner
informiert der Dan-Träger mit
50 Jahren Erfahrung
über seine asiatischen
Lehrmeister -
mit kritischen Updates aus heutiger
Sicht. Kontakt:
Mail, Tel: 040-2102123).
Westler, die Tai Chi Chuan (Taijiquan) von chinesischen Meistern gelernt haben, nennen ihre Schulen häufig "Akademie" oder neudeutsch "Academy". Im Zuge dieser Tradition habe auch ich bei der Gründung des Vereins "Tai Chi Zentrum" 1988 eine "Akademie" etabliert, die über lange Zeit die enge Zusammenarbeit mit Krankenkassen und ihren Verbänden umfänglich koordinierte. Als der Verein 1966 mit der Gründung des DTB (Dt. Taichi-Bund - Dachverband für Taichi und Qigong ev) zur "ZPP-Lehrerschmiede Deutschland" avancierte, kam es zu ärgerlichen Verwechselungen mit Szene-Akademien. Ich erkläre dies weiter unten am Beispiel der Qilin-Akademie des Taiji-Qigong-Netzwerks unter Leitung von Gudrun Geibig. Deren ZPP-Ausbildungen werden vom DTB nicht angerechnet für Krankenkassen-Kursangebote.
Im Laufe meiner bereits fünf Jahrzehnte währenden "Karriere" habe ich eine beträchtliche Anzahl von Fach-Fortbildungen konzipiert und persönlich geleitet. Viele traditionelle Ansichten meiner chinesischen Lehrmeister konnte ich dabei nicht eins-zu-eins übernehmen. Vielmehr habe ich auf Grundlage eines "interkulturellen Rahmens" das meiste so anpassen müssen, daß es den Werten westlicher Erwachsenenbildung entspricht.
Ein Großteil meiner damaligen Pionierarbeit ist heute glücklicherweise zum Allgemeingut in Deutschland avanciert - auch in der "Szene". Dies ist zu begrüßen, aber es hat die Verwechslungsgefahr natürlich stark erhöht. Ich distanziere mich von solchen "Simpflifizierungen" und möchte meine Strategie erklären am Beispiel der "Qilin-Akademie" (BVTQ-Bundesvereinigung). Ihre Leiterin, Gudrun Geibig, bietet Module an für ZPP-Ausbildungen. Eine Garantie für die Zulassung für Krankenkassen-Kurse wird nicht gegeben. Und man sollte wissen, daß Absolventen der DTB-Akademie noch nie abgelehnt wurden. Unlängst ist Gudrun Geibig schwer erkrankt - mehr über die Konsequenzen für Unterricht in der BVTQ und in der Schule von Daniel Grolle folgen.
Kürzlich schrieb ich einen Bericht für die DTB-Jahresversammlung anläßlich des 35-jährigen Jubiläums der DTB-Akademie. Damals erblickte sie das Licht der Welt unter der simplen Bezeichnung "Akademie", denn wir waren gerade mit anderen wichtigeren Dingen ausgelastet. Die "Qualitätsgemeinschat Tai Chi Zentrum" brauchte Kooperationspartner und die waren für eine neugegründete Bildungsakademie naturgemäß schwer zu aquerieren.
Rückblickend sind mir aber etliche Highlights und bemerkenswerte Begebenheiten in Erinnerung geblieben. Es sind in erster Linie die persönlichen Erfahrungen mit chinesischen Großmeistern des Taijiquan wie Fu Zhongwen, Fu Shengyuan, Yang Zhenduo und Yang Jun. Ihre Unterweisung hat mir grundlegende Einblicke geboten in die Kunst und Kultur Chinas. Doch vieles in ihrer traditionellen Sehweise inclusive Moralkodex und Forderung nach Loyalität ließen sich nur schlecht vereinbaren mit meiner wissenschaftlichen Recherche und Forschung.
Etliches interpretierte ich als Infotainment und Folklore-Esoterik, die dem Geschäftsmodell der chinesischen Familien-Clans geschuldet war und dem sie vermutlich selbst keinen großen Wahrheitsgehalt zumaßen. Je mehr ich in ihre Welt kennenlernte, desto mehr fühlte ich mich erinnert an die Marketing-Devise "Der Wurm soll dem Fisch schmecken und nicht dem Angler".
Zudem erwarteten unsere westlichen Kooperationspartner von unserem Präventionsprogrammen natürlich Qualität auf der Basis westlicher Werte der Gesundheitsbildung und Erwachsenenbildung. Dies wollte die Akademie liefern mit einem Ansatz, der interkulturelle Normen entwickelte, Ideologie-Freiheit zusicherte und eine stetige Lernerfolgskontrolle garantierte.
Im Nachhinein gesehen war diese Herangehensweise der Schlüssel zum Erfolg, sodaß die Akademie mit der Gründung des DTB-Dachverbands 1996 zur bundesweiten Bildungsstätte aufstieg. Für sie habe ich von 2000 bis heut (2023) bereits über einhundert Intensiv-Wochen im Bildungszentrum Nordheide in der Nähe von Hannover geleitet und viele hunderte von Lehrern ausgebildet. Sie kommen aus über 40 Ländern.
Mehr als 100 Wochen-Seminare im Seminarzentrum in der Nordheide bestimmen seit über zwanzig Jahren bundesweit das Niveau vieler Lehrender. Man kann von einer "ZPP-Lehrerschmiede Deutschland" sprechen, denn noch nie wurde ein Absolvent von der ZPP abgelehnt. Der Grund ist ebenso nachvollziehbar wie simpel: Die Aus- und Fortbildungen im DTB-Verband basieren auf bundesweit einheitlichen Standards. Die dazu nötige Qualitätssicherung ist ein permanenter Prozeß.
Bei der strukturierten und effektiven Umsetzung der DTB-Standards tragen Co-Trainer eine Mitverantwortung für Lernfortschritt, Qualität und Zufriedenheit. Sie unterrichten im Plenum sowie in nach Niveau gestuften Kleingruppen. Diese wertvolle Mitarbeit ist freiwillig. Mit ihrem Engagement auf den Seminaren können die Vorteile und Annehmlichkeiten des DTB-Konzepts besser realisiert werden.
Ich möchte im folgenden einige Aspekte zur Dozenten-Qualifizierung im DTB erläutern für alle, die nach der ZPP-Prüfung ihren Weg weiter gemeinsam mit dem DTB gehen möchten. Ein "Blick über den Tellerrand" könnte hier helfen, tieferliegende Potenziale auszuloten und auszuschöpfen - und anderen korrekt zu vermitteln. Ganz unten kommen noch zwei Exkurse hinzu mit übergreifendem Rollenverständnis der DTB-Stufung und eine bisherige Chronik über die "ZPP-Akademisierung".
Die Wichtigkeit der Einhaltung von Standards ist kaum zu überschätzen: Bei der Ausführung der Tai-Chi-Form des Yang-Stils gibt es in Deutschland unterschiedliche Standards. Die DTB-Vorgaben folgen der Ausführung von Altmeister Yang Chengfu in seiner Spätphase um 1930. Stände, Figuren und Bewegungen des "großen Standardisierers" müssen dabei ebenso präzise wie einheitlich weitergegeben werden. Spezielles "Briefing" während der DTB-Seminare soll dazu beitragen und die Wichtigkeit der Einhaltung von Vorgaben unterstreichen.
Ich unterscheide mich in vieler Hinsicht von denjenigen, die ich als "Szene-Ausbilder" bezeichne. Wird ihr normaler Unterricht beworben als Teil einer Ausbildung, so ist dies für mich fragwürdig, denn Lernen und Lehren sind so unterschiedlich, daß man sie nicht "über einen Kamm scheren" sollte. So sind Mißerfolge quasi vorprogrammiert - und das ganz ohne Not. Schon zu Beginn sollte man Lernziele genau differenzieren können.
Doch in der Taiji-Qigong-Szene ticken die Uhren bekanntlich oft anders. Gerade in dieser Zeit hadet man mit dem ZPP-Thema "Akademisierung". Neue Pläne zur Verschärfung schlagen hohe Wellen. Während die DTB-Akademie und ihr wissenschaftlicher Beirat die gewünschten Neuerungen bereits im Modulhandbuch und Studienplan einarbeiten konnten, geht nun in Szene-Kreisen die Sorge um, ob künftige ZPP-Zulassungen noch möglich sind.
Ähnliche Befürchtungen gibt es in der "Bundesvereinigung für Taijiquan und Qigong (BVTQ-Netzwerk)". Susanne Hainbach vom BVTQ-Support benannte in einer digitalen Runde auf meine Einladung hin Einzelheiten ihrer Schwierigkeiten. Fällt jetzt der Qilin ihre Netzwerk-Ausrichtung "auf die Füße"?. Quelle: Qilin-Akademie, BVTQ-Netzwerk, Gudrun Geibig, Taijiquan-Qigong-Ausbildung für ZPP-Zulassung / Krankenkassen.
Spricht man über die
DTB-Akademie als Korrektiv
zur Taijiquan-Qigong-Szene, so
sollte man auch eingehen auf
die "Qilin-Akademie", ihr Profil,
ihre Rolle im
DDQT-Lobbyverband und die
Qualifizierung ihrer
Lehrbeauftragten. Ich habe
dafür eine Video-Reihe auf
Youtube veröffentlicht über
die Unterschiede beider
Akademien.
Dafür ist eine Klarstellung
hilfreich hinsichtlich der
Qilin-Akademie und dem
BVTQ-Netzwerk als Träger.
Man sollte sie nicht mit dem
DTB und seinen
Partner-Organisationen
verwechseln. Ich weise
ergänzend darauf hin, daß
die unlängst eingeführte
BVTQ-Lehrerstufe
"Professionell Lizenz D"
nicht verwechselt werden
sollte mit der viel älteren
"PROFI-Stufe" des
DTB-Dachverbandes.
Auch die Ähnlichkeit des DDQT-Logos mit dem des erheblich früher gegründeten DTB-Dachverbands kann zu ärgerlichen Verwechselungen Anlaß geben. Auch kann ich den Qilin-Slogan "Ausbildung aus einem Guss" nicht nachvollziehen. Ein "Netzwerk aus einem Guss" wäre ja ein Widerspruch in sich selbst. Und betrachtet man die gegenwärtige offensive Werbung für neue Dozenten, so kann das geradezu in das Gegenteil führen: Ein Patchwork aus "zusammengestoppelten Meistern" völlig unterschiedlicher Herkunft.
Zudem werden für unterschiedliche ZPP-Module auch unterschiedliche Lehrbeauftragte eingesetzt. Und last not least: Aus dem erwähnten Hainbach-Zitat geht hervor, daß der ZPP nicht einmal ein Konzept zur Vorab-Prüfung vorgelegt worden sei (!). Weitere Details hier: Nicht-Anerkennung Unterricht, Zertifikate / Abschlüsse: Qilin-Akademie, BVTQ-Netzwerk, Taijiquan-Qigong-Ausbildung für ZPP-Zulassung / Krankenkassen.
Die Leiterin der Qilin-Akademie, Gudrun Geibig ist, wie man hört, schwer erkrankt. Es ist unbekannt, inwieweit dies ihre Arbeit im BVTQ beeinträchtigen wird. Gudrun ist Heilprakitkerin mit Schwerpunkt Traditionelle chinesische Medizin. Sie ist Ausbilderin im System “Tai Chi spielen” und zertifiziert durch die BVTQ. Als Referentin für den fachwissenschaftlichen Bereich der Ausbildungen ist sie zuständig für das Management aller Ausbildungen. Mehr dazu in Kürze hier: Qilin-Akademie, BVTQ-Netzwerk, Taijiquan-Qigong-Ausbildung.
Referenz für Zitate und Daten: http://www.pushhands-tuishou.de/qilin-akademie-bvtq-distanzierung.html
Folge 3: Nils Klug, DDQT-Mitglied, erklärt seine Sicht zur Qualitätssicherung der Taiji-Qigong-Szene. Siehe Serie "Bemerkenswerte Begebenheiten - Top oder Flop": Nils Klug (DDQT), Taiji-Forum Hannover: Tai Chi, Pushhands, Multimedia.
Folge 4: Dr. Peter Wolfrum leitet mit seiner Frau seit 1999 die Schule DALÜ in Leverkusen. Mehr zu seinen Funktionen in Organisationen wie dem Lobbyverband DDQT hier: Peter Wolfrum, Schule "DALÜ" in Leverkusen.